Gabriel tritt in den Medien zurück

Geschrieben von: am 24. Jan 2017 um 16:12

Quelle: pixabay

Im Vorübergehen soll Sigmar Gabriel einer Mitarbeiterin des ARD-Hauptstadtstudios gesagt haben, er verzichte auf die Kanzlerkandidatur. Schon merkwürdig, nachdem es wochenlang hieß, man halte sich strikt an den Zeitplan (bis diesen Sonntag dichthalten) und lasse sich nicht treiben. Doch genau das scheint eingetreten zu sein, offenbar maßgeblich auf Betreiben der eigenen Leute bis dem SPD-Chef mal wieder der Kragen platzt. Denn Gabriel antwortet nicht unvorbereitet. So ist ein exklusives Interview mit Gabriel im Stern bereits gedruckt und auch Zeit Online meldete umgehend Wissenswertes an.

Zum Rücktritt getrieben, müsste die Schlagzeile eigentlich lauten, wenn irgendwo private Gründe angeführt werden. Es ist wie immer in der SPD. Einige wollten endlich Klarheit, vermutlich Steinmeier und Oppermann. Die haben ja Erfahrung mit dem Sägen am Stuhl von Vorsitzenden. Steinmeier wird bekanntlich Bundespräsident und hat für die Befindlichkeiten jener Partei, dessen Mitgliedschaft er pro forma inne hat, noch weniger übrig als bislang schon. Er wollte sein bisheriges Amt als Außenminister auch früher abtreten, als es im Zeitplan des SPD-Chefs vorgesehen war. Auf Abschiedstour war der Außenminister ja schon bzw. stellt sich aktuell als künftiges Staatsoberhaupt überall bereits vor.

SPD Fraktionschef und Experte für nichtssagende Telefongespräche Thomas Oppermann rückte am Montag Gerüchte zurecht, wonach er und Gabriel die Plätze tauschen würden, um so die Voraussetzungen für die Kandidatur des SPD-Chefs zu schaffen. Ziemlich klar sagte er aber, dass er (Oppermann) Fraktionschef bleiben werde. Wahrscheinlich hatte er die Gerüchte selbst gestreut. Und so kam es, wie es kommen musste. Gabriel ist offenbar schon lange genervt und zieht sich, ohne das Treffen des Parteivorstandes am kommenden Sonntag abzuwarten, mit einem Paukenschlag (SPD-Abgeordnete rennen orientierungslos umher) ins Außenministerium zurück.

Zählkandidat wird nun Martin Schulz, der als Parteivorsitzender am Ende auch die Verantwortung für die Niederlage übernehmen darf. Die Geschichte ist vermutlich noch nicht auserzählt…

 

Edit: Thomas Oppermann wird wie folgt zitiert:

Dem Thomas Oppermann, der sonst alles weiß, war das Interview im Stern also nicht bekannt. Wofür das wohl spricht?

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Arnold  Januar 26, 2017

    Ich vermute, Gabriel war nicht ganz selbstlos. Es gehört nicht viel dazu sich auszurechnen dass auch nach der kommenden Wahl der SPD Kanzler Kandidat keine Chance hat Kanzler zu werden. Hingegen sind die Aussichten für einen Ministerposten sehr gut. Also meldet er jetzt schon mal Ansprüche für sein bevorzugtes Amt an und nachdem er dann sagen kann, er habe sich selbstlos für die Partei geopfert, wird ihm dieses Amt dann auch kaum jemand streitig machen.