Perfektes Timing, könnte man sagen: Denn direkt vor dem heutigen Super Tuesday, an dem in den sechs Bundesstaaten Kalifornien, New Jersey, Montana, New Mexico, South Dakota und North Dakota Vorwahlen stattfinden, wird gemeldet, dass Hillary Clinton die nötigen Delegiertenstimmen für eine Nominierung bereits zusammen hätte.
So ganz richtig ist das aber nicht, wohl aber eine Wahlhilfe für die Wunschkandidatin mit Imageproblemen.
Denn die Meldung beruft sich auf Berechnungen, die die Präferenz von Superdelegierten mit einschließt. Demnach hätten sich 571 Parteifunktionäre (party leaders and elected officials) für Clinton entschieden. Das würde zusammen mit den gebundenen Delegierten (pledged delegates) reichen. Ohne die Votes der Superdelegierten aber, die auf dem Nominierungsparteitag theoretisch ja wählen können, wen sie wollen, käme Clinton derzeit auf 1812 Stimmen und Bernie Sanders auf 1520.
Für die Nominierung wird eine Mehrheit von 2383 Delegierten benötigt. Die hätte derzeit also keiner von beiden zusammen, wenn man allein die Ergebnisse aus den Vorwahlen zugrunde legt. Deshalb sind die sechs Vorwahlen am heutigen Dienstag wichtig, bei denen noch einmal jede Menge Delegiertenstimmen (rund 700) vergeben werden.
Das Signal, das von der AP-Meldung gestern aber ausgehen sollte, scheint klar. Das Establishment setzt auf Demobilisierung, in der Hoffnung, ihrem Liebling mit Imageproblemen, Hillary Clinton, eine oder vielleicht mehrere empfindliche Niederlagen bei den letzten Vorwahlen in größeren Bundesstaaten zu ersparen.
Das Lager von Sanders war deshalb auch wenig begeistert von der Veröffentlichung, die suggeriert, das Rennen sei gelaufen. Der Senator aus Vermont hofft ja seinerseits, etwa bei einem Sieg in Kalifornien, eine Mehrheit für Clinton bei den pledged delegates noch verhindern und die Superdelegierten auf dem Nominierungsparteitag in Philadelphia dadurch umstimmen zu können.
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JUN
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.