Wahnsinn, was für ein guter Mensch Uli Hoeneß doch ist. Noch bevor er aus der Haft entlassen wird, spendet er schon wieder für den guten Zweck, wie die Sport Bild heute berichtet. Und zwar sein Gehalt, das er als Freigänger der Justizvollzugsanstalt beim FC Bayern in der Jugendabteilung verdient hat. 14 Monate lang hat Hoeneß dort gearbeitet und, so wird vermutet, eine hohe fünfstellige Summe als Gehalt bekommen. Eine hohe fünfstellige Summe sind zum Beispiel 90.000 oder 80.000 vielleicht auch 70.000 Euro. Das macht dann bei dem zugrunde gelegten Zeitraum ein Gehalt von 6400 oder 5700, vielleicht auch 5000 Euro pro Monat. Nicht schlecht.
Was er dafür geleistet hat, wird in den Berichten nicht erwähnt. Ein ehemaliger Spieler wusste letztes Jahr aber zu berichten, Hoeneß arbeite in der Jugendabteilung extrem hart. Er sei bei den Heimspielen fast immer da und montags informiere er sich im Teletext über alle Ergebnisse. Außerdem habe Hoeneß jede Jugendmannschaft zum Frühstück eingeladen, was Eindruck hinterließ. Na dann gibt es ja nichts auszusetzen, aber ein paar Fragen sind offen: Wenn es erklärtes Ziel von Uli Hoeneß ist, die Nachwuchsarbeit des FC Bayern zu verbessern, wieso endet sein Vertrag dann mit der Entlassung aus dem Gefängnis am 29. Februar? Gibt es nichts mehr zu verbessern in diesem Bereich? Was spricht gegen eine Fortsetzung seines Engagements zu einem sicherlich angemessenen fünfstelligen Jahresgehalt?
Menschen, die regelmäßig mit Hoeneß sprechen, berichten von seiner Begeisterung und seiner Liebe zum Detail, mit der er sich der Arbeit des Jugendkoordinators hingegeben hat. Und im Herbst 2015 hat Karl-Heinz Rummenigge bei der Grundsteinlegung des neuen Nachwuchszentrums gesagt, Hoeneß habe „frischen Wind“ in den Jugendbereich gebracht. In den kommenden Jahren soll aus diesem Wind ein Sturm werden, der die neuen Weltmeister in die benachbarte Allianz Arena wirbelt. „Ab 2017 wird hier mit Volldampf gearbeitet“, sagte Rummenigge. Warum also sollte der erfahrene Antreiber den Posten verlassen, der ihm so gefällt und der laut Vorhersage mit stürmischen Zeiten gesegnet sein wird?
Wir wissen es alle. Der Ruf nach Höherem. Er ist unüberhörbar. Aber nicht er, sondern Dritte fordern sein Comeback an die Spitze des Vereins. Ein amtierender Präsident würde sogar freiwillig verzichten, falls Hoeneß zur Verfügung stünde und die Gremien eine Kandidatur des ehrenwerten Fußballmanagers unterstützen. Was wäre das für ein Happy End für jemanden, der einst an Börsensucht litt und zugab einen zweistelligen Millionenbetrag an Steuern hinterzogen zu haben. Ist er nun geheilt? Hat es neben der nur böswillig behaupteten bevorzugten Behandlung im Strafvollzug wenigstens eine Behandlung dieser selbst eingeräumten Erkrankung gegeben?
Gehören überteuerte Fehlkäufe in der Bundesliga wie der Götze-Transfer im Frühjahr 2013 nun endlich der Vergangenheit an? Oder wird der FC Bayern auch weiterhin die besten Spieler der Konkurrenz verpflichten, um noch früher Meister werden zu können? Besteht dann aber nicht wieder die Gefahr, dass Uli Hoeneß die freie Zeit nutzt, um zu schauen, welchen Stand die ein oder andere Währungen hat? Gibt es da Schutzmechanismen? Sollte Hoeneß weiter Tabellen am Montagmorgen unter Aufsicht studieren oder Nachwuchsmannschaften regelmäßig zum Frühstück einladen?
Und warum regt sich Rudi Völler, der die Bayern bei jeder Gelegenheit in eine andere Liga quatscht und schon vor der Saison immer wieder sagt, mit den Münchnern nicht mithalten zu können, eigentlich noch über Schiedsrichterentscheidungen auf?
FEB
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.