Nach den Anschlägen von Paris muss man sich ja fragen, wozu eine Vorratsdatenspeicherung eigentlich nützlich ist, wenn sie so schreckliche Amokläufe wie den in Frankreich zum wiederholten Male nicht verhindern kann. Ums Verhindern geht es ja auch gar nicht, sondern um die Aufklärung hinterher.
Schauen Sie: Wenn so ein Selbstmordattentäter in die Luft fliegt, bleibt in der Regel nur ein unversehrter Personalausweis übrig. Der kann einen ersten Hinweis auf die Identität des Täters geben, aber ist das auch sicher? Mit Vorratsdatenspeicherung weiß man es dank Google Standortdaten dann wirklich ganz genau.
Zum Beispiel, wo sich der Attentäter in die Luft gesprengt und mit wem er vorher in Gänze telefoniert hat. Das gilt aber nur wenn der Verdächtige nicht abgetaucht ist, so wie einer der Täter von Paris, der den französischen Behörden als potenziell böser Bube zwar bekannt, aber nicht mehr auffindbar war.
Interessant ist auch, dass der deutsche Innenminister behauptet, die französischen Behörden über einen Verdächtigen informiert zu haben, der bereits am 5. November ins Netz einer Verkehrskontrolle geriet. Bei der Überprüfung des Fahrzeugs landeten die Beamten einen regelrechten Volltreffer.
Der Mann transportierte acht Kalaschnikows, zwei Pistolen, einen Revolver, zwei Handgranaten und 200 Gramm TNT-Sprengstoff. Zudem zeigte das Navigationsgerät als Zielort einen Parkplatz in Paris an. Was ist wohl aus der auf klassischer Ermittlungsarbeit beruhenden Information geworden?
Über eine Terrorwarnung der Behörden vom 5. November ist jedenfalls nichts bekannt. Auch die Türkei will nach neuesten Meldungen Frankreich schon vor Monaten vor einem der Attentäter gewarnt haben. Was war da los? Handy kaputt oder haben die Sicherheitsbehörden mit der PlayStation gespielt?
Kein Witz: Der belgische Innenminister geht davon aus, dass Terrornetzwerke auch über die PlayStation 4 kommunizieren. Die Spielkonsole erfreue sich nicht nur bei Gamern großer Beliebtheit, sondern auch bei Terroristen, sagt der Politiker. Das Gerät und die Leute, die es benutzen, müssten daher verstärkt überwacht werden.
Und dann wundern wir uns noch über Anschläge. Die Sicherheitsbehörden sind leider verhindert, da die Ermittler damit beschäftigt sind, Angriffsziele zu entschlüsseln, die mit Münzen im Nintendo-Spiel „Super Mario Maker“ buchstabiert worden sind.
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Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.