Wenn sich im Schloss Bellevue Angela Merkel, Horst Seehofer, Martin Schulz und Frank-Walter Steinmeier treffen, dann ist das ein Gipfel der Verlierer. Alle vier wären schon längst Geschichte, wenn sie die Verantwortung für ihre Niederlagen übernommen und den Rücktritt erklärt hätten.
Doch Merkel wüsste nicht, was sie anders machen sollte. Für Seehofer soll jetzt ein Beraterkreis die Zukunftslösung bringen und Martin Schulz strebt inzwischen genervt schon gar nichts mehr an, das aber weiterhin als Vorsitzender der SPD. Die erlitt schon 2009 eine herbe Niederlage, jagte einen der Verantwortlichen aber nicht zum Teufel, sondern machte ihn erst zum Fraktionsvorsitzenden, später wieder zum Außenminister und schließlich zum Bundespräsidenten.
Weil es keine Sanktionsmechanismen gibt, machen die Verlierer einfach immer weiter, bleiben entweder in ihrer angestammten Funktion oder rochieren mit Unterstützung der anderen hin und her. Nehmen sie doch mal einen wie Hans-Peter Friedrich (CSU). Warum ist der eigentlich Bundestagsvizepräsident geworden. Vielleicht weil er 2014 als Bundesminister für Landwirtschaft zurücktreten musste, nachdem er Dienstgeheimnisse – als Freundschaftsdienst sozusagen – an den SPD-Chef verraten hatte. Gut möglich, dass im nächsten Deutschen Bundestag der jetzige Landwirtschaftsminister Christian Schmidt auch wieder im Präsidium landet, nachdem er sich gerade um die nächste GroKo so verdient gemacht hat.
Oder können Sie sich noch an Ulla Schmidt erinnern? Da konnten Sie 2002 und 2005 wählen, was sie wollten, Sie bekamen immer Ulla Schmidt als Gesundheitsministerin. Nun wird angeblich Tacheles im Weißen Haus an der Spree geredet. Natürlich sind die Inhalte wieder ausschlaggebend. Nur würden die tatsächlich eine Rolle spielen, hätten wir schon längst eine neue Regierung aus Union, AfD und FDP. Die Rechten, die ständig vor einer linken Republik gewarnt hatten, haben die Wahl haushoch gewonnen, drücken sich aber, weil es ja noch die Rechten in der SPD gibt. Und die fühlen sich vermutlich wieder als Gewinner.
NOV
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.