Das Wahlergebnis in Niedersachsen beflügelt die Fantasie. So hält Ministerpräsident Stephan Weil eine Jamaika-Koalition für ausgeschlossen, weil es seiner Meinung nach eindeutige Aussagen gegen ein solches Bündnis von den infrage kommenden Parteien gegeben habe. Das ist reine Fantasie.
Eindeutige Aussagen hat es vor wie auch nach der Wahl nur gegen die Bildung einer klassischen Ampelkoalition gegeben, die Weil offenbar immer noch für möglich hält. Ein Jamaika-Bündnis ist von CDU, FDP und Grünen nie ausgeschlossen, sondern lediglich als schwierig bezeichnet worden. Aber das betrifft die Fantasie der anderen. Die von Weil braucht es dafür nicht.
Verlierer hat mehr gewonnen
Auf der anderen Seite tut CDU-Spitzenmann Bernd Althusmann so, als könne er mit seiner Fraktion auch in die Opposition verschwinden, was rein rechnerisch nur dann möglich wäre, wenn die FDP doch eine Ampel schaltet. Da das nun nicht geschehen wird, kann die Union nur regieren. Entweder macht die CDU in einer GroKo mit oder in einem Jamaika-Bündnis.
Opposition gibt es bei diesem Wahlergebnis für die CDU nun einmal nicht, für die SPD hingegen schon. Verrückt was? Was aus Wahlsiegen und Wahlniederlagen alles werden kann. Der Wahlverlierer CDU hat zwei konkrete Regierungsoptionen, die Wahlgewinnerin SPD nur eine. Darüber könnte man auch mal ohne einen Ausflug in Fantasiewelten nachdenken.
Und wenn man schon einmal dabei ist, könnte man die vermeintlichen Sieger vielleicht auch mal fragen, wie eine GroKo in Niedersachsen funktionieren soll, wenn die Bundes-SPD vor drei Wochen doch gerade erst festgestellt hat, dass der Gang in die GroKo die einzige Ursache für das große Scheitern war.
OKT
Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.