Die Rückkehr der Kümmerin

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Die Bundeskanzlerin will noch vor der Wahl ein Gesetz gegen Altersarmut auf den Weg bringen. Was für eine Schlagzeile nach dem Treffen mit den Spitzen des Gewerkschaftsbundes. Rechtzeitig vor den Wahlen wird das Image der Kümmerin wieder nach vorn geschoben. Kämpfen will sie und das klingt dann so:

“Ich habe deutlich gemacht, dass die Bundesregierung die Absicht hat, hier auch gesetzlich noch tätig zu werden in dieser Legislaturperiode.“ 

Taktisch dürfte das Manöver der schwarz-gelben Regierung damit mal wieder aufgehen. Jetzt zählt nur noch das rasche Vorgehen und nicht mehr jener Murks, der da ursprünglich zwischen den Koalitionsparteien ausgehandelt worden war. Nun denkt ja jeder, die sog. Lebensleistungsrente die unter bestimmten Voraussetzungen zwischen 10 und 15 Euro über der Grundsicherung liegen soll, schütze vor der Altersarmut.

Damit das auch jeder glaubt, wird mit leicht verständlichen Größenvergleichen agitiert. Beispiel FDP: Falls das “große” nicht geht, wünschen sich die Liberalen zur Not ein “kleines Rentenpaket”. Ach wie niedlich. Wissen sie eigentlich, was in dem “kleinen Rentenpaket” drinsteckt? Eine Anhebung der Zuverdienstgrenzen beim früheren Renteneintritt. Sie dürfen also als Ruheständler weiterarbeiten und mehr hinzuverdienen. Ist das nicht toll? Die Kanzlerin meint nein und besteht auf der Vollvariante, dem Superlativ. Also den etwa 10 bis 15 Euro mehr, wenn sie 40 Jahre eingezahlt und zusätzlich privat vorgesorgt haben.

Tja und der DGB bietet als nützlicher Idiot die Startrampe für dieses Nebelgeschoss. Am Mittwoch schaut dann Fettnäpfchen-Peer beim Obergewerkschafter Michael Sommer vorbei.

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Beitrag wegen Dummheit des Autors kurz entfernt: Manipulation des Tages: “E.ON versilbert Beteiligung”

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In Hannover findet heute die dritte Runde in den Tarifverhandlungen zwischen den Arbeitgebern und Vertretern der E.ON Beschäftigten statt. Am Montag hatte es bereits bundesweite Warnstreiks gegeben, aber nicht nur, um einen hohen Abschluss zu erzielen. Vielmehr geht es den E.ON Mitarbeitern auch darum, gegen die katastrophale Unternehmenspolitik zu demonstrieren. In Wunstorf fand ebenfalls eine Kundgebung statt. Dort sprach ein Vertreter der Gewerkschaft von Größenwahn innerhalb der Konzernführung, der zur massiven Verschuldung des Unternehmens beigetragen habe.

Warnstreik E.ON

Vor allem der durch Berater eingeflüsterte weltweite Expansionsdrang mit Zukäufen im Ausland sei kläglich gescheitert. In diese traurige Gemengelage platzt nun die offensichtliche PR-Meldung, dass sich E.ON von seinem 24,5-Prozent-Anteil an dem slowakischen Versorger SPP für 1,3 Milliarden Euro (1,7 Mrd. US-Dollar) getrennt habe. E.ON macht Kasse oder E.ON versilbert weitere Beteiligung lauten die Schlagzeilen, die mit Sicherheit nur Eindruck schinden sollen. Vorstandschef Teyssen sei, so wird es dargestellt, am Ziel seines Verkaufsprogramms und damit wohl ein guter Manager.

Dabei scheint den Medien überhaupt nicht aufgefallen zu sein, dass die Beteiligung an dem slowakischen Versorger offenbar teurer war, als der heutige Verkauf abwirft. Im Jahr 2002 zahlte E.ON nämlich zusammen mit der GdF Suez SA aus Frankreich für einen 49 Prozent-Anteil 5,71 Milliarden US-Dollar (EDIT: Ob die Quelle stimmt, scheint fraglich, in anderen Quellen ist von 2,7 Milliarden US-Dollar Kaufpreis die Rede). Die Hälfte, also rund 2,9 Milliarden US-Dollar, nach damaligen Kurs in etwa der gleiche Eurobetrag, dürfte auf den E.ON-Anteil von 24,5 Prozent entfallen sein. Die Frage, die sich nun an die tendenziöse Berichterstattung anschließt, ist doch die, wie man bei einem Verlustgeschäft etwas versilbern kann?

EDIT (21:45 Uhr): Man sollte ersten Quellen nicht vertrauen. E.ON und GdF kauften den 49%-Anteil im Jahr 2002 für 130 Milliarden slowakische Kronen, was unter Berücksichtigung des damaligen Wechselkurses (Stand: 1.3.2002)  2,7 Milliarden US-Dollar entsprach oder rund 3,1 Milliarden Euro. D.h. E.ON hat für seine 24,5 Prozent wohl 1,35 Milliarden US-Dollar oder 1,55 Milliarden Euro gezahlt. Dieses Jahr will E.ON seinen Anteil für 1,3 Milliarden Euro veräußern, was nach heutigem Wechselkursstand etwa 1,7 Milliarden US-Dollar entsprechen würde. Ob daraus nun zwangsläufig eine Versilberung des Investments erfolgt, darf immer noch bezweifelt werden.

Etwas Versilbern will E.ON an ganz anderer Stelle. Und zwar in Deutschland nach dem alten Modell Entlassungen und Lohnkürzungen, das gegenwärtig auch von den anderen drei großen Energieversorgern praktiziert wird. Durch das “Sparprogramm 2.0”, so nennen es die E.ON Manager, sollen 1,5 Milliarden Euro jährlich bis 2015 aus dem Unternehmen herausgepresst werden. Begründet wird das Vorgehen unter anderem mit der Energiewende, die ja ach so überraschend für die deutschen Energieversorger kam. Dumm nur, dass die damals nicht ernst gemeinten Unterschriften auf der Vereinbarung zum Atomausstieg, den die Konzerne mit der rot-grünen Bundesregierung im Jahr 2000 schlossen, noch gut zu erkennen sind.

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